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Re: Freie Software Nachbarschaftshilfe


From: virtualoffice
Subject: Re: Freie Software Nachbarschaftshilfe
Date: Wed, 07 Mar 2007 20:07:37 +0100

Lieber Andreas,


> > Doch dann muss man natürlich dafür dafür zu sorgen, dass sie ein 
> > freies Softwaresystem nutzen können, was wirklich funktioniert. 
> > Ansonsten können sie natürlich auch nicht umsteigen. 
> 
> Ich denke das haben wir.
> Das Problem ist eher, die Leute auch davon zu überzeugen.


Also das ist für mich kein Problem, insofern ich ihnen in Rahmen einer 
Nachbarschaftshilfe zusammen mit anderen ein funktionieres System an die Hand 
geben kann und ich lokal versierte Profis vor oder hinter mir weiss. :-)

Ich habe immer die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, einzelne Menschen 
von guten Dingen zu überzeugen. Man muss das irgendwie immer in einem grösseren 
humanen Masstab angehen... da habe ich seltsamer Weise noch nie eine andere 
Erfahrung gemacht. Muss irgendwas mit der Psychologie des Menschen zu tun 
haben...

Im Rahmen einer netten und populären Nachbarschaftshilfe könnte ich sogar meine 
Oma von freier Software überzeugen... :)



> > Meine wie gesagt die Vielzahl der freien Software für GNU/ Linux... :)
> 
> Dafür sind die verschiedenen GNU/Linux Distributionen zuständig.
> Jede Distribution versucht natürlich, das "beste" herauszusuchen. 
> Da das "beste" aber etwas sehr subjektives ist, gibt es halt viele
> verschiedene Distributionen, die teilweise sehr verschiedene Zielgruppen
> anvisieren. - Und das ist gut so.


Aha... hm... was sind da so die Unterschiede? Bei Windows ist es ja so, dass 
ich zwar ein paar andere Windowsprogramme mit drauf habe, aber mir 
allgemeinschon selbst suche, was ich möchte. Zum Beispiel ein Programm zum 
Downloaden, ein Virenprogramm, Dateinschredder, Videoplayer, Verschlüsseler, 
Grafikprogramm, Videoschnitt usw. ...

Das suche ich mir da ja selbst aus. Da google ich und lese Bewertungen der User 
in Downloadportalen oder in der Fachpresse, bis ich das allgemein best 
bewerteste Programm gefunden habe. Und wenn ich dann auch noch selbst dait 
zufrieden bin, dann ist das erstemal für längere Zeit abgehakt. Dann mache ich 
höchsten noch Updates und das wars... also so läuft das ja für Windows.



> Hier kommt aber auch wieder ein Punkt zum Tragen, der mich zum Beispiel
> für Nachbarschafts-Hilfe eher ungeeignet macht. Ich versuche gerade
> selber jemanden von GNU/Linux zu überzeugen. Nun, die Distribution, die
> ich selber verwende, ist für Einsteiger eher ungeeignet.


Aha. Verstehe...



> Deswegen habe ich ihm eine Distribution empfohlen, die ich widerum für
> mich selber nicht mit der Kneifzange anfassen würde...
> Du verstehst, welche Probleme daraus entstehen...


Ja.



> > OK. Dann muss man eben für klare Unterscheidungen sorgen :) Dann 
> > möchte ich als Verbraucher ganz deutlich wissen, welche Hersteller 
> > Linux mit Treibern supporten und welche nicht. 
> 
> Vorsicht! Auch hier lauert eine Falle.
> Viele Hardware-Hersteller verstehen unter "Linux-Support", dass sie
> wieder unfreie Treiber abliefern.


Was wir jedoch nicht wollen...



> Bei besagtem Bekannten stehe ich gerade selber vor dem Problem. Der
> besteht darauf, mit seiner Wireless-Karte ins Internet zu wollen. 
> Nicht, dass er einen Laptop hätte, er will nur keine Kabel quer durch
> die Wohnung verlegen. Gerade Wireless-Karten sind zur Zeit die 
> Problemfälle bei der Hardware-Unterstützung. Er ist der Meinung, dass 
> der Anbieter GNU/Linux "unterstützt". Nun, worin besteht die 
> Unterstützung? Es gibt einen "Treiber", aber nur im Binärformat. Damit 
> der geladen werden kann, gibt es wiederum einen Kernel-Patch, den man 
> in den Kernel einkompilieren muss und der dann den binären Treiber lädt.


Furchtbar... *Hände vor Verzweiflung gen Himmel streck*

Aber das mit den Wirelessgeschichten hab ich auch schon mal gehört, dass es da 
wohl im Augenblick ganz besonders nagt...



> Leider kann ich dem das nicht ausreden. Aber ich gebe zu, dass ich mir


Aha... hm, also da würde ich persönlich immer den Weg des geringsten 
Widerstandes gehen und innerhalb einer Nachbarschaftshilfe natürlich durch die 
beschränkten zeitlichen Ressourcen auch schauen: wer einen Weg möchte, der - 
aktuell - noch zu speziell und zu sehr mit Problemen behaftet ist, dem kann ich 
erstmal im Moment nicht helfen. Da müsste man dann noch etwas warten, bis sich 
die Lage am Wireless-Treiberhimmer z.B. verbessert. 

Denn die Energie die ich aufwenden würde, um in einem Fall die von der 
Industrie verursachten Probleme zu lösen, könnte ich vielleicht 3 anderen 
Menschen ein freies System helfen aufzubauen ohne Wireless-Probleme.

Also da müsste man glaube ich auch sehr auf seine Energien aufpassen, dass 
diese nicht einfach so verpuffen... wenn es noch nicht komplikationslos geht, 
ok, dann wartet man eben noch ein bisschen.



> > Hersteller, die Linux nicht als Betriebssystem anerkennen, kommen 
> > dann eben nicht mehr in meine Tüte. So einfach ist das.
> 
> Okay, hier werde ich mal wieder pedatisch:


Kein Problem... ;)



> Ich erkenne Linux auch nicht als Betriebssystem an. 


Aha.



> Linux ist nur der Kernel des GNU/Linux Betriebssystemes. ;-)
> 
> Die Erwähnung von GNU ist mir nicht nur wichtig, weil die das System
> begonnen haben, sondern vor allem auch, weil gerade die hinter dem
> Konzept der Freien Software stehen. Die Linux-Entwickler, also die
> Entwickler des Kernels, insbesondere Linus Torvalds, haben größtenteils
> davon abweichende Meinungen. ("Freie Software" versus "Open Source")


Leider... aber da möchte ich mich ehrlich gesagt auch garnicht einmischen. :) 
Und Menschen haben natürlich immer unterschiedliche Meinungen. Das muss ich 
auch nicht wirklich wissen, wenn ich in meiner Nachbarschaft freie Software 
weiterverbreiten und empfhelen möchte. :) Was ich sagen möchte: ich unterstütze 
und unterstütze freie Software, aber ich möchte deswegen niemals in einem 
Lagerstreit oder so sein. So etwas gefällt mir nämlich nicht... und ich glaube 
auch nicht, dass z.B. meine Nachbarn dazu musse hätten. Denn dann ginge ja der 
ganze humane Anreiz verloren...

Jeder macht es so, wie er es möchte. Wenn Linus es anders mag, so ist das seine 
Meinung und die ist ok. Die kann ihm niemand verweigern oder wegnehmen. Jeder 
muss letztlich für sich allein entscheiden, was er in der Welt möchte... aber 
deswegen muss man noch lange zu Feinden werden oder Streits vom Zaun brechen. 
Es gibt halt unterschiedliche Definitionsvorstellungen zu Open Source und 
Freier Software, gut. Aber deswegen muss ich Linus oder Richard als Menschen ja 
noch lange nicht hassen oder nicht mögen ;)

Letztlich zählt unter dem Strich sowieso nur, was wir in der Welt an humanen 
Spuren im Kleinen wie im Grossen hinterlassen haben. Spätestens in 100 Jahren 
kümmert sich kein Mensch mehr darum...



> > Das muss man eben auch genau wissen, wenn man Nachbarn helfen will... 
> > "aha, du hast diesen drucker und diesen scanner etc. ich schaue mal 
> > in die aktuelle schlaue tabelle - hierfür gibt es Unterstützung und 
> > hierfür nicht. hier müssten wir also ein teil austauschen, weil der 
> > Hersteller sich völlig gegen Linux abblockt. den kaufst du dann in 
> > zukunft bitte nicht mehr."
> 
> "In Zukunft bitte nicht mehr" ist gut. ;-)
> Wenn man das Gerät einmal hat, ist das Kind ja bereits in den Brunnen 
> gefallen.
> 
> (Bei Druckern betrifft das übrigens die sogenannten GDI-Drucker)


Was sind GDI Drucker? :)

Und was das Brunnenkind angeht: entweder man kanns dann bei Ebay verkaufen und 
was kompatibles nehmen oder nicht. Wenn es nicht geht, dann wie oben: Energie 
effizient einsetzen und diese Baustelle erstmal ruhen lassen und erst wieder 
anfangen, wenn a) man die Geräte austauschen kann oder b) es irgendwann eine 
Treiberunterstützung gibt.

Wenn es nicht geht, dann ist das zwar schade, aber dann geht es eben nicht...



> > ps zu "öffentliche forderung treiber für linux einforderung"... da 
> > hätte ich gleich mal eine frage: gibt es da eine internationale 
> > kampagne und wie ist da der stand der dinge?
> 
> Es gab da schon etliche Ansätze.


Habe ich mir schon gedacht :) Denn das Problem dürfte ja seit den Anfangstagen 
von GNU und Linux bestehen... ;)



> zunächst versuchte man Druck auszuüben.
> http://vendorwatch.org/
> 
> Dies ging mehr von der OpenBSD Seite aus. Da kam es auch zu
> Unstimmigkeiten, da die FSF sich nicht an Mailbomben-Aktionen und
> ähnlichem beteiligen wollte.


Das ist ja auch nur das letzte Mittel, wenn alle anderen Prozesse scheitern... 
:)



> Inzwischen ist man aber eher dazu übergegangen Angebote zu machen.


Kommunikation und Kooperation ist immer besser - insofern sie möglich ist.



> Die Linux Kernel-Entwickler haben vor kurzem ein Angebot an die
> Hardware-Industrie gemacht, dass sie gerne kostenlos für sie Treiber
> entwickeln, wenn sie nur die Spezifikationen bekommen. Das wurde zwar
> schon immer so gehandhabt, aber es wurde in der Vergangenheit wohl noch
> nicht deutlich genug vermittelt:
> 
> http://www.kroah.com/log/2007/01/29/
> 
> Die Free Software Foundation hat jetzt ebenfalls ein Thesenpapier dazu
> veröffentlicht:
> 
> http://www.fsf.org/resources/hw/how_hardware_vendors_can_help.html


Das gefällt mir. Ich wünsche mir, dass wir da mit der Industrie zusammenkommen 
und Erfolge erzielen. Das wäre wirklich top.



> > denn wenn ich dich richtig verstanden habe andreas, scheint mir das
> > ja ein ganz zentraler punkt zu sein, hier einen wandel zu erreichen.
> 
> Nun, als "zentralen" Punkt würde ich das jetzt nicht bezeichnen.


Ich meine zentral in Bezug auf eine Nachbarschaftshilfe. :) Ich kann anderen 
Menschen nur helfen, wenn es freie Treiber für ihre Geräte gibt. Von daher in 
diesem Rahmen schon sehr zentral. Ohne freie Treiber, kein freies System, 
welches sie für sich nutzen könnten...

Von daher möchte ich diese Treiber-Initiative auch sehr gerne unterstützen, 
sobald ich eine Möglichkeit dafür sehe. :)


Liebe Grüße
Ingmar




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