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Microsoft, FSF und mehr (war: Samba infiziert?)


From: Bernhard Reiter
Subject: Microsoft, FSF und mehr (war: Samba infiziert?)
Date: Wed, 27 Feb 2008 11:58:48 +0100
User-agent: KMail/1.7 (proko2 2.1.12)

On Sunday 24 February 2008 21:57, Florian Weimer wrote:
> * Bernhard Reiter:
> > On Tuesday 01 January 2008 22:35, Florian Weimer wrote:
> >> Abgesehen davon ist Microsoft mit die letzte Firma, die reine
> >> Freie-Software-Projekte wegen Patentverletzung verklagen wird.
> >
> > Jede Freie Software kann auch kommerziell verwendet werden.
>
> Ja, aber die Durchsetzung der Rechte des Patentinhabers skaliert nicht
> so, daß das in der Breite funktioniert. Das hilft nur als Druckmittel
> gegen einen einzigen Vorlieferanten, der für die Patentverletzung der
> Endnutzer haftet.

Das sehe ich anders. Die GIF Geschichte zeigt Einiges. Dort nun ein Patent,
welches praktsich unumgänglich ist und der Schaden wäre in der Breite hoch.
 
> > Die Frage ist halt, ob das eine mittelbare Patentverletzung darstellt,
> > die Software schon zur Verfügung zu stellen. Das könnte Freie Software
> > schon viel bremsen.
>
> Das ist sicherlich die interessanteste Frage. Im Rahmen der
> Swpat-Diskussion wurde aber leider lieber über den Ambivalenzbereich
> geschwurbelt, als praktische Weichenstellungen vorzunehmen. Letztlich
> interessiert uns ja nicht, was patentierbar ist, sondern ob sich die
> Rechte in für uns übermäßig nachteiliger Weise durchsetzen lassen.

Alles, was ich über reale Fälle gehört habe, lassen sich Software-Patent zum 
Schaden der gesamten (freien und unfreien) Software-Welt einsetzen.

Nett illustiert dies übrigens:
http://lpf.ai.mit.edu/Patents/industry-at-risk.html

> >> Dort ist schließlich kein großes Geld
> >
> > Novell, Red Hat und IBM haben durchaus Geld und verbreiten auch
> > kommerziell Freie Software.
>
> Microsoft hat mit IBM seit Ewigkeiten ein Patentabkommen. Das Abkommen
> mit Novell wurde jüngst auch auf Kunden ausgedehnt, was einigen aus
> unserem Lager äußerst mißfiel. 

Klar, denn die Freiheit der Unternehmen mit oder ohne Abkommen
ist dann erstmal reduziert. Es kann eigentlich nicht sein, dass jeder 
Entwickler praktisch Mitglied in einem Patent"verein" werden muss und darüber 
so Dinge wie eine Microsoft- oder IBM-Steuer abgewickelt werden.

> Für Red Hat gab's wohl auch ein 
> derartiges Angebot.

Die und Canonical wollten diese unberechtigen Steuern bisher nicht zahlen -
finde ich gut.

> Häufig frage ich mich, was Microsoft noch alles tun muß, damit einige
> endlich ihre Haßkappen absetzen. 

Eine Hasskappe gegen Microsoft zu tragen wäre nicht ganz richtig.
(Siehe auch http://www.gnu.org/philosophy/microsoft.html)

Proprietäre Software ärgert mich schon sehr, aber es sind auch die Kunden, 
welche das den Unternehmen durchgehen lassen und nicht nur Microsoft.
Teilweise ist das Verhalten von Microsoft im Wettbewerb schon übel,
was die EU-Kommission ja auch von dem EU Gericht anerkannt belegt hat.

> Wenn Balmer ab und zu etwas Blödsinn 
> verzapft, kann das wohl nicht das Maß aller Dinge sein, und sollte nicht
> den Blick darauf verstellen, daß sie vieles Vernünftiges machen und sich
> in den letzten Jahren in alle möglichen Richtungen geöffnet haben. 

Wie fast alle sehr großen Unternehmen macht Microsoft gut und schlechte Dinge 
(aus unserer ethischen Sicht). Etwas "Gutes" verdient Applaus, das andere 
Kritik; und dann gibt es noch das große Bild.
Das große Bild zeigt, dass Microsoft nur dann einen kleinen Teil aufgibt,
wenn es starkt dazu gezwungen wird. Das finde ich persönlich nicht gut - im 
Sinne von Unternehmensethik.

> Ich mache mir inzwischen eher Sorgen um Firmen, die uns die Software von
> unseren Computern nehmen wollen.
>
> Oder andersherum: Stallman sagte z.B. vor ein paar Jahren, daß ihn freie
> Software für Embedded-Systeme nicht die Bohne interessiert (und obwohl
> er eine halbe Stunde zuvor berichtet hatte, wie ein Drucker ihn zur
> Gründung des GNU-Projektes bewegte). 

Wir bei der FSFE halten eingebettete System für wichtig, vielleicht etwas 
weniger wichtig, als allgemein-verwendbare Computer - aber genau dazu werden 
sie ja immer mehr. Ich glaube Richard sieht das ähnlich.

> Und ich bin auch alles andere als 
> glücklich über die Verkauf-Dich-in-die-Sklaverei-Klausel in der GPLv3,
> die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion kurz vor Torschluß eingebaut
> wurde. 
> Ich verstehe zwar, daß die Geldgeber der FSF ihr 
> Managed-Services-Geschäft absichern wollen, aber das ging m.E. zu weit
> (weil es sich auch auf den CPE-Fall erstreckt, der die GPL-Pflichten
> nach sich ziehen sollte).

Welche Klausel meinst Du? Ich denke nicht, dass die FSF irgendwie Geschäft 
absichern wollte - Stallman ist moralisch integer.

> Und dann ist noch das massive Eintreten der FSF für Interface-Copyright
> zu nennen. Als es um Apple & Co. und deren GUI ging, war es noch der
> Weltuntergang. Wenn es aber um noch weitaus schwieriger abzuwandelnde
> technische Schnittstellen geht, soll jetzt bitteschön das U.S.-Copyright
> ganz erheblich ausgeweitet werden (so daß der bloße Verweis auf ein
> geschütztes Werk dazu führt, daß das eigene zu einer Bearbeitung wird).

Kannst Du mir hier auch schreiben, worauf Du Dich beziehst?
Ansonsten kann ich wenig dazu sagen.

Gruß,
Bernhard


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